Transport in deutsche Kriegsgefangenenlager

Die Wehrmacht transportierte etwa 650 000 Italiener in Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich, in die besetzten Gebiete in Polen und an die Ostfront. Die Fahrten dauerten zwischen zehn Tagen und drei Wochen. Viele Züge und Schiffe waren überfüllt und die hygienischen Bedingungen katastrophal. Die Italiener hungerten und bekamen zu wenig Wasser. Sie durften die Züge nur selten verlassen. Hilfe leistete manchmal die Bevölkerung auf den Haltebahnhöfen. Zahlreiche Soldaten wussten nicht, wohin sie gebracht wurden. Einige glaubten, sie würden nach Hause zurückkehren. Je länger die Transporte dauerten, desto größer wurde ihre Verzweiflung. Insgesamt kamen bei der Gefangennahme und auf den Transporten etwa 25 000 italienische Militärangehörige ums Leben.

„Letzte Nachrichten, bekritzelte Papierfetzen, ... eine Adresse, um die Familie wissen zu lassen, dass man uns bei der Deportation gesehen hatte, dass es uns gut geht ...“

Claudio Sommaruga, 2001

Fotoserie "Ankunft"

Die Fotoserie zeigt die Ankunft eines Transportes von etwa 800 italienischen Soldaten in Fürstenberg/Oder. Den Weg vom Bahnhof in das Stalag legten sie zu Fuß und unter Bewachung zurück. Die Aufnahmen machte Leutnant Heinrich Voß. Er war für den Bau des Lagers zuständig. Seine Fotos gehören zu den wenigen fotografischen Zeugnissen der Ankunft von Italienern in einem Kriegsgefangenenlager. Bildaufbau und Auswahl der Motive entsprechen NS-Propagandafotos.

Aus der Ausstellung

Der ehemalige Offizier Lodovico Lisi zeichnete 50 Jahre nach der Gefangenschaft eine Reihe von 17 Aquarellen. Die Motive stellen besondere Momente der Gefangenschaft dar. Die hier ausgewählten Bilder zeigen Gefangennahme und Abtransport aus Bozen im September 1943. Sie geben einen Eindruck von der Gewalt, Überfüllung und Enge.
Zeichnungen stellen eine besondere Quellengattung dar. Sie deuten die Ereignisse aus der persönlichen Sicht des Zeichners.