Lager Kaulsdorfer Straße 90
Im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf bestanden in der NS-Zeit mindestens 30 Zwangsarbeiterlager. Das größte befand sich in Kaulsdorf-Süd, an der Kaulsdorfer Straße 90.
Das Gelände, ursprünglich jüdischer Besitz, wurde später zwangsenteignet. Eigentlich gebaut als Unterkünfte für deutsche Arbeiter, die an Projekten der Deutschen Reichsbahn eingesetzt werden sollten, wurde das Lager zunächst als Durchgangslager für Wolhyniendeutsche genutzt. 1940 wurde es zum Kriegsgefangenenlager umgebaut, in dem französische Gefangene interniert waren. In dieser Zeit betrieb der „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt“ das Lager und „vermietete“ die Gefangenen an Berliner Betriebe. Am 30. April 1942 wurde das Lager mit „Ostarbeitern“ belegt, die auch für die Deutsche Reichsbahn arbeiten mussten. Bis zu 1400 Russen und Ukrainer, darunter viele Frauen und auch Kinder fristeten hier ein kümmerliches Leben.
Im Winter 1943/44 wurde das vor allem aus hölzernen Baracken bestehende Lager bei einem Luftangriff weitgehend zerstört. Danach wurde mit dem Wiederaufbau in Massivbauweise begonnen, bis Kriegsende waren aber nur fünf neue Baracken errichtet.
Am 23. April 1945 befreiten sowjetische Truppen das Lager. Nach dem Ende der Kampfhandlungen sammelten sich auf dem Gelände viele ehemalige Zwangsarbeiter aus ganz Berlin vor ihrer Rückkehr in die Heimat. In den folgenden Jahrzehnten dienten die Baracken als Wohnungen oder Gewerberäume, wobei sie immer wieder um- und ausgebaut wurden. Nach Ende der Nutzung der meisten Gebäude wurden 2012 fast alle noch vorhandenen Baracken abgerissen. Die verbliebene Baracke 92B steht unter Denkmalschutz.
Seit 2013 erinnert eine Open-Air-Ausstellung am Wuhlewanderweg (Höhe Bismarcksfelder Straße) an die Geschichte des Ortes und die Opfer des Lagers.
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