Batterien – enthielten Spuren von Zwangsarbeit

Batterien waren für die Kriegswirtschaft unverzichtbar, man brauchte sie für Panzer, Torpedos und Raketen. Ihre Herstellung war gefährlich, vor allem für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die oft keine ausreichende Schutzkleidung bekamen.

Ob bei der Luftwaffe oder im Heer, viele Kriegsgeräte und Waffen enthielten Batterien. Sie waren nötig, um Fahrzeuge zu starten, Feldtelefone zu betreiben oder Bomben zu zünden. Doch auch in privaten Haushalten stieg während des Zweiten Weltkriegs die Nachfrage nach Batterien, zum Beispiel für Taschenlampen, die wegen der Verdunklungsmaßnahmen großen Absatz fanden.

Wie wichtig Batterien für die Rüstungsindustrie insgesamt, aber vor allem für die Luftwaffe waren, zeigt auch das „Jägerprogramm“ von Albert Speer. Darin räumte der Reichminister für Rüstung und Kriegsproduktion 1944 der Herstellung von Flugzeugbatterien höchste Priorität ein – noch vor allen anderen Rüstungsgütern.

Um den enormen Bedarf zu decken, wurden Tausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus ganz Europa in allen Bereichen der Batterieproduktion eingesetzt. Die Arbeit war für sie gefährlich. Bei der Fertigung von Batteriehülsen atmeten sie Grafitstaub ein, bei der Elektrolyse kamen sie mit Quecksilber in Kontakt.

Die polnische Zwangsarbeiterin Janina Łyś erinnert sich an ihre Arbeit bei der Berliner Batteriefabrik Pertrix: „Die Maschine war wie ein Herz, das eine Säure, das heißt ‚Kleister‘, wie die Deutschen sagten, in die Hülsen einpumpte. Das war ein Elektrolyt, eine Substanz, die sehr ätzend und giftig war. Die ganze Fabrikhalle war durch diese Elektrolyse verseucht, man sah goldene Teilchen, die in der Luft wirbelten. (…)

Je niedriger der Status der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der NS-Rassenideologie war, desto weniger wurde auf Arbeitsschutz geachtet, das beobachtete auch Janina Łyś: „Wenn der ‚Kleister‘ in der Maschine erstarrte, musste ich ihn entfernen und die Maschine reinigen. Diese Reinigung war für mich eine Qual. Die Haut an den Händen brannte, wurde rot und platzte. Erst dann begriff ich, wie ätzend dieser ‚Kleister‘ war. Deutsche Frauen hatten Gummihandschuhe an, aber ich als Polin brauchte anscheinend solche Schutzhandschuhe bei der Arbeit nicht.“

Die Pertrix-Fabrik befand sich in Berlin-Schöneweide und produzierte unter anderem Taschenlampenbatterien, Spezialbatterien für den Einsatz in Kampfflugzeugen und gegen Kriegsende Batterien für die V1-Flugbomben oder V2-Raketen. Ab 1937 galt Pertrix als wehrwirtschaftlich wichtiger Betrieb. Deshalb wurden hier schon ab 1938 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, anfangs Berliner Juden, eingesetzt. Nach ihrer Deportation in die Vernichtungslager wurden sie vor allem durch polnische zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ersetzt.

Bei Pertrix arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs circa 2.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie 500 KZ-Häftlinge, von denen wiederum rund 200 in dem Lager untergebracht waren, auf dessen Gelände sich heute das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit befindet.

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Zahlen

Etwa 26 Millionen Menschen aus fast ganz Europa mussten während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten für den NS-Staat arbeiten. Darunter waren Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Die größte Gruppe bildeten die rund 8,4 Millionen ins damalige Deutsche Reich verschleppten Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter: Männer, Frauen und Kinder aus den besetzten Gebieten Europas.

Wie viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den Batteriebetrieben des damaligen Deutschen Reichs während des Zweiten Weltkriegs tätig waren, lässt sich nicht präzise benennen. Eine umfassende Darstellung dazu fehlt. Sicher ist, dass sich im August 1944 rund 7,6 Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im damaligen Deutschen Reich befanden, davon waren bis zu 50 Prozent in Rüstungsbetrieben tätig.

Gegenwart

Zwangsarbeit ist keineswegs ein längst vergangenes Unrecht. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) sind auch heute noch mehr als 40 Millionen Menschen Opfer von modernen Formen der Sklaverei. 29 Millionen sind Frauen und Kinder.

Andrew Forrest, Gründer der Walk-Free-Stiftung, die eng mit den Vereinten Nationen zusammenarbeitet, sagt dazu: „Die Tatsache, dass sich immer noch 40 Millionen Menschen jeden Tag in moderner Sklaverei befinden, sollte uns die Schamesröte ins Gesicht treiben. Moderne Sklaverei betrifft Kinder, Frauen und Männer weltweit. Dies dokumentiert die tief greifende Diskriminierung und Ungleichheit in der Welt, gepaart mit einer schockierenden Toleranz für Ausbeutung. Wir müssen das stoppen. Wir alle können dazu beitragen, diese Realität zu ändern – in der Geschäftswelt, Regierung, Zivilgesellschaft und als Einzelner.“