Aktuelle Pressemitteilungen

Karya 1943. Zwangsarbeit und Holocaust

Presse-Information

Deutsch-Griechische Wanderausstellung widmet sich erstmals dem Thema der Zwangsarbeit griechischer Juden unter deutscher Besatzung

Berlin, 04. September 2024 – Erstmals widmet sich eine Ausstellung in Deutschland und Griechenland dem Thema der Zwangsarbeit griechischer Juden unter deutscher Besatzung: „Karya 1943. Zwangsarbeit und Holocaust“ ist ab dem 5. September 2024 Im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin-Schöneweide zu sehen.

Karya ist heute ein verlassener Haltepunkt einer stillgelegten Bahnstrecke im Kreis Fthiodia in Mittelgriechenland, 250 Kilometer nördlich von Athen. 1943 müssen 300-500 jüdische Männer aus Thessaloniki an diesem Ort ein Ausweichgleis für Wehrmachtszüge bauen. Die Lebensbedingungen sind katastrophal, nur wenige überleben.

Ausgangspunkt der Ausstellung, die am 4. September im Beisein der Staatministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, eröffnet wird, ist ein einzigartiger Quellenfund: Ein Fotoalbum des deutschen Ingenieurs Hanns Rössler, der im Auftrag der NS-Organisation Todt im Jahr 1943 Bauarbeiten an der Bahnstrecke Athen–Saloniki durchführen ließ. Die historische Fotosammlung, die rund 80 seltene Aufnahmen vom Einsatz der Zwangsarbeiter auf der Baustelle Karya enthält, gelangte 2002 in den Besitz des Sammlers und Forschers Andreas Assael, Sohn eines jüdischen Holocaust-Überlebenden aus Thessaloniki. Ihm gelang es, Zeitzeugen ausfindig zu machen und Einzelheiten des Einsatzes zu recherchieren. Im Rahmen der deutsch-griechischen Wanderausstellung wird das Material nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.

Die Ausstellung ist das Ergebnis eines griechisch-deutschen Bildungsprojekts unter Federführung des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Universität Osnabrück, dem Jüdischen Museums Griechenlands in Athen und der Aristoteles Universität Thessaloniki. Sie wird parallel in Berlin und Griechenland präsentiert.

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Presse-Einladung

Karya 1943. Zwangsarbeit und Holocaust

Ausstellung zeigt erstmals historische Fotografien von jüdischer Zwangsarbeit in Griechenland unter deutscher Besatzung

Berlin, 28. August 2024 – Bisher kaum wahrgenommene Aspekte der Geschichte der deutschen Besatzungsherrschaft, der Zwangsarbeit und des Holocaust in Griechenland beleuchtet die Sonderausstellung „Karya 1943. Zwangsarbeit und Holocaust“, die ab 5. September 2024 im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin gezeigt wird.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein einzigartiger Quellenfund: Ein Fotoalbum des deutschen Ingenieurs Hanns Rössler, der im Auftrag der NS-Organisation Todt im Jahr 1943 Bauarbeiten an der Bahnstrecke Athen–Saloniki durchführen ließ. Nahe der Bahnstation Karya mussten rund 300 jüdische Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen ein Ausweichgleis in den Felsen schlagen. Viele von ihnen starben entkräftet an Ort und Stelle; die Überlebenden deportierte die SS im August 1943 nach Auschwitz.

Die historische Fotosammlung, die rund 80 seltene Aufnahmen vom Einsatz der Zwangsarbeiter auf der Baustelle Karya enthält, gelangte 2002 in den Besitz des Sammlers und Forschers Andreas Assael, Sohn eines jüdischen Holocaust-Überlebenden aus Thessaloniki. Ihm gelang es, Zeitzeugen ausfindig zu machen und Einzelheiten des Einsatzes zu recherchieren. Das Auswärtige Amt finanzierte 2020/21 ein Pilotprojekt zur weiteren Erforschung des Zwangsarbeitslagers. Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas erarbeiteten das Konzept der deutsch-griechischen Wanderausstellung, die das Material nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit zu­gänglich macht. Forschungsergebnisse der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften an der Universität Osnabrück, die den Tatort Karya untersucht hat, werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert.

Anlässlich der Ausstellungseröffnung laden wir Sie am Mittwoch, den 4. September um 11:00 Uhr zum Pressegespräch mit Vorbesichtigung der Ausstellung ein.

Ihre Gesprächspartner*innen sind:
--- Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
--- Dr. Ulrich Baumann, Stellv. Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
--- Iris Hax und Dr. Iason Chandrinos, Kurator*innen der Ausstellung
--- Andreas Assael, Sammler, Entdecker und Erforscher der historischen Fotosammlung

Wir bitten um Anmeldung bis Dienstag, 03.09.2024, 12:00 Uhr unter presse(at)topographie.de.

Presseeinladung

Solidarität mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

Geschichtsrevistionismus und Diskriminierung stoppen!

Mit großer Sorge beobachten wir die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Stigmatisierung und Diffamierung von Minderheiten wie auch Gewalttaten haben längst erschreckende Ausmaße erreicht.

Dieses bedrohliche Anwachsen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit basiert häufig auf rechtsextremen, völkisch-nationalistischen Vorstellungen von Politik und Gesellschaft, die mit revisionistischen Geschichtsbildern verbunden sind. Solche verzerrten und verfälschenden Geschichtsbilder weisen zum Teil neonationalsozialistische Schattierungen auf. Der besorgnis­erregende Erfolg rechtsextremer Parteien und Gruppierungen gefährdet unsere vielfältige Kultur- und Erinnerungslandschaft; und nicht nur das: Sie gefährden die Grundfesten unserer auf Menschenwürde, Diversität und Gleichberechtigung basierenden freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Thüringen ist eines der Bundesländer, in denen diese Tendenz derzeit besonders deutlich zum Tragen kommt. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist daher nachhaltig darum bemüht, über den Geschichtsrevisionismus und seine Protagonisten aufzuklären und seine Mechanismen offenzulegen: https://www.geschichte-statt-mythen.de/klassische-mythen. Erst jüngst hat sich Stiftungsdirektor Prof. Dr. Jens-Christian Wagner intensiv mit entsprechenden Verlautbarungen etwa des AfD Politikers Björn Höcke auseinandergesetzt. Wir unterstützen dieses Engagement der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora für ein kritisch-reflektiertes Geschichtsbewusstsein und gegen jede Diskriminierung von Minderheiten. Gleichzeitig verurteilen wir die Angriffe auf Stiftungsdirektor Wagner aufs Schärfste. Es gehört zu den Grundaufgaben zeithistorischer Gedenkstätten und Erinnerungsorte, allen geschichts­revisionistischen Bestrebungen entgegenzutreten und sich für die uneingeschränkte Geltung der Menschenrechte einzusetzen.

Im Auftrag der Unterzeichnenden                                               

Oliver von Wrochem                                                                     Axel Drecoll
Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte                     Stiftung Brandenburgische
Sprecher der AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland          Gedenkstätten

Die Unterzeichnenden

Prof. Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Leiter Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen / AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;

Prof. Dr. Oliver von Wrochem, Sprecher AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte / Leiter KZ-Gedenkstätte Neuengamme;

Thomas Altmeyer, Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945/Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager;

Dr. Nancy Aris, Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;

Burkhard Bley, Landesbeauftragter für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur;

Prof. Dr. Frank Bösch, Direktor Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF);

Henning Borggräfe, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln;

Prof. Dr. Marc Buggeln, Professur für Regionale Zeitgeschichte und Public History und Leiter des Instituts für Regionalgeschichte, Europa-Universität Flensburg;

Prof. Dr. Simone Derix, Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg;

Frank Ebert, Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;

Andreas Ehresmann, Leiter der Gedenkstätte Sandbostel, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;

Henny Engels, Bundesvorstand LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt (Berlin);

Marlies Fritzen, Vorsitzende der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten;

Dr. Michael Gander, Geschäftsführer Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V.;

Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprecher der AG Gedenkstätten zur Diktatur in SBZ & DDR;

Marion Gardei, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz;

Dr. Andrea Genest, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück, AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;

Dr. Christine Glauning, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit;

Prof. Dr. Neil Gregor, Department of Modern European History, University of Southampton;

Prof. Dr. Thomas Großbölting, Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg;

Dr. Elke Gryglewski, Geschäftsführerin Stiftung niedersächsische Gedenkstätten / Leiterin KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;

Dr. Gabriele Hammermann, Stiftung Bayrische Gedenkstätten /KZ-Gedenkstätte Dachau;

Deborah Hartmann, Leiterin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Dr. Helge Heidemeyer, Direktor der Stiftung Gedenkstätte Hohenschönhausen Berlin;

Prof. Dr. Kirsten Heinsohn, Stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg;

Georg Hörnschemeyer, Vorsitzender Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V.;

Kirsten John-Stucke, Leiterin Kreismuseum Wewelsburg, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;

Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer;

Silke Klewin, Leiterin der Gedenkstätte Bautzen;

Prof. Dr. Habbo Knoch, Universität Köln;

Prof. Dr. Andreas Körber, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Hamburg;

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung;

Jonas Kühne, Sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;

Prof. Dr. Birthe Kundrus, Universität Hamburg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats Hamburger Gedenkstätten und Lernorte;

PD Dr. Katja Makhotina, Georg August-Universität Göttingen;

Dr. Sylvia Necker, Leiterin des LWL-Preußenmuseums Minden und des BIZ im Kaiser-Wilhelm-Denkmal;

Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas;

Birgit Neumann-Becker, Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;

Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur;

Dr. Sylvia de Pasquale und Team, Leiterin Gedenkstätten Brandenburg an der Havel;

Dr. Markus Pieper, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten;

Dr. Ines Reich, Leiterin Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Dotschy Reinhardt, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma;

Dr. Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors Berlin;

Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (Potsdam);

Prof. Dr. Martin Sabrow, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam;

Dana Schlegelmilch, Netzwerk NS-Kriegsgefangenenlager;

Dr. Harald Schmid, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;

Dr. Alexander Schmidt, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg

Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin;

Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, AG der KZ-Gedenkstätten in Deutschland;

Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin;

Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel;

Dr. Rainer Stommer, Leiter Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse, Vorstand Verband der Gedenkstätten in Deutschland e. V. Forum der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen, Arbeitsgemeinschaften und Dokumentationszentren;

Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand;

Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg;

Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Gedenkstätte Lieberose in Jamlitz;

Prof. Dr. Annette Weinke, Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena;

Dr. Nicola Wenge, Leiterin Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ (AGGOK);

Stefan Wilbricht, Leiter KZ-Gedenkstätte Moringen, Sprecher für die Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ (AGGOK);

Prof. i.R. Dr. Michael Wildt, Humboldt-Universität zu Berlin;

Prof. Dr. Andreas Wirsching;

Stefan Wunsch, Wissenschaftlicher Leiter der NS-Dokumentation Vogelsang;

Dr. Peter Wurschi, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur;

Prof. Dr. Miriam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München;

Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Projektverbund „Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe“

Pressemitteilung vom 26. August 2024, 15 Uhr

 

Universitätsbesetzungen und israelbezogener Antisemitismus – ein Kommentar der Leitungen von NS-Erinnerungsorten im Berliner Raum

Pressemitteilung der Ständigen Konferenz der NS-Gedenkorte im Berliner Raum

Berlin, 06. Juni 2024
   
Seit dem 7. Oktober 2023 und noch einmal zugespitzt mit den Universitätsbesetzungen im Mai 2024 nehmen wir auch aus den Reihen der Wissenschaft Positionierungen wahr, zu denen wir vor dem Hintergrund unserer Arbeit an NS-Erinnerungsorten Stellung beziehen müssen.

Die aktuellen Besetzungen deutscher Universitäten aus Protest gegen den Krieg in Gaza, der sich verheerend auf die Zivilbevölkerung auswirkt, geben auch radikalen antizionistischen, israelfeindlichen und antisemitischen Stimmen eine Plattform, zuletzt bei der Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin am 22./23. Mai 2024. Dies zeigte sich unübersehbar

  • in der Verwendung des roten Dreiecks, mit dem die Hamas Ziele markiert, die von ihr oder anderen israelfeindlichen Militanten angegriffen werden (sollen);
  • durch den Slogan „From the river to the sea…”, der sich gegen das Existenzrecht Israels richtet;
  • durch die Parolen „Back to 1948“ oder „We want 48”, die ein Palästina in den Grenzen des einstigen britischen Mandatsgebietes vor dem UN-Teilungsplan und vor der Gründung des Staates Israel fordern;
  • durch die Rufe „Zionisten sind Faschisten, töten Kinder und Zivilisten“, „Zionism is a crime“ oder „Antifaschismus ist Antizionismus“, die falsche historische Analogien herstellen und alte antisemitische Stereotype aufgreifen;
  • durch die Aussage „Resistance is justified“, die den brutalen Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu einer legitimen Militäraktion umdeutet;
  • durch Rufe, die Gewalt gegen israelische und jüdische Institutionen und Personen in Deutschland fordern: „Von Berlin nach Gaza, yallah intifada“ oder „When Gaza burns Berlin burns“.

Wir sehen in dieser Sprache der Gewalt und in den Forderungen nach einem Boykott akademischer Beziehungen mit Israel und Israelis einen Angriff auf die Grundsätze demokratischer Auseinandersetzung und die Prinzipien politisch-historischer Bildung. Wir arbeiten mit israelischen Institutionen und Menschen in Israel zusammen: mit Gedenkstätten, Zeitzeug:innen und ihren Angehörigen; mit Universitäten und Wissenschaftler:innen; mit Museen und Künstler:innen; mit Organisationen der Zivilgesellschaft. Und wir werden die akademischen und kulturellen Beziehungen mit Israel weiterhin pflegen und intensivieren.

Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sollten Orte einer offenen, demokratischen Debattenkultur sein. Von den Protestierenden wurde die Anerkennung eines vermeintlichen israelischen Genozids zur Voraussetzung für weitere Gespräche mit den Universitätsleitungen gemacht, beispielsweise am 22. Mai 2024 gegenüber der Präsidentin der Humboldt-Universität, Prof. Julia von Blumenthal. Hierin zeigt sich deutlich eine israelfeindliche Ideologie, die sich einer kritischen Einordnung der Gegenwart verweigert.
   
In der veröffentlichten Stellungnahme von Berliner Lehrenden zu den Besetzungen an der FU Berlin und anderen Universitäten vom 8. Mai 2024 ging es jedoch vor allem darum, das Recht von Studierenden auf „die Besetzung von Uni-Gelände“ zu verteidigen. Mit keinem Wort erwähnt wurden ihre jüdischen oder israelischen Studierenden oder andere Studierende, die diese Haltungen ablehnen bzw. sich durch die Proteste eingeschüchtert und bedroht fühlen. Auch als am 23. Mai 2024 die Räumung des Instituts an der Humboldt-Universität bevorstand, sahen diese Lehrenden ihre Rolle vor allem darin, Studierende vor möglicher Polizeigewalt zu schützen. Vermisst haben wir dabei klar einordnende, erklärende und kritisch kommentierende Worte zu den Aussagen, Forderungen und dem aggressiven und demokratiefeindlichen Verhalten einer großen Zahl der Protestierenden.
   
Das Signal, das von diesem Umgang mit den höchst aggressiven „Protestcamps“ durch die Verantwortlichen ausgeht, sehen wir kritisch. Nicht nur jüdische oder israelische Studierende werden bedroht. Sie richten sich insbesondere gegen Wissenschaft und Bildung als Ganzes und tragen dazu bei, mögliche Gesprächspartner:innen einzuschüchtern und auszugrenzen, mithin Dialog und Verständigung zu verhindern.

Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Dr. Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors
Prof. Dr. Axel Drecoll, Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Kontakt:
Eike Stegen, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz

stegen(at)ghwk.de  

Ausstellung "Ganz Europa kickte in Berlin. Fußball und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus"

Anlässlich der Euro 2024 zeigt das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin vom 31. Mai 2024 bis zum 3. November 2024 eine kleine Ausstellung mit Fotos, Biografien und Zitaten zum Thema.

Fußball wurde auch im Nationalsozialismus gespielt. Doch wer durfte spielen und wer wurde ausgegrenzt? Was für die meisten überraschend ist: Auch Verfolgte des NS-Terrorregimes spielten Fußball. Die meisten Fußballspieler stammten aus einer wenig bekannten Opfergruppe: den zivilen Zwangsarbeiter:innen. Etwa 8,4 Millionen Menschen verschleppten die Nazis aus ganz Europa zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich aus einem einzigen Grund: Sie waren billige Arbeitskräfte.

Für die Zwangsarbeiter war Fußball eine Möglichkeit der Selbstbehauptung und eine willkommene Ablenkung, um den schweren Alltag zu vergessen. Manchen verhalf ihr großes Talent sogar zu besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Fußballspielen war für Zwangsarbeiter jedoch keine Selbstverständlichkeit, erlaubt war der Sport nur Männern aus Westeuropa. Männern aus Polen und der Sowjetunion war er aus rassistischen Gründen streng verboten. Einige spielten trotzdem. Und Frauen waren nur als Zuschauerinnen bei Wettbewerben zugelassen.

Die Ausstellung beleuchtet die Situation von fußballspielenden Zwangsarbeitern. Grundlage bietet die Fotoüberlieferung des Niederländers Alber Langerak, die Mannschaftsturniere seiner Landsleute, aber auch Spiele anderer Nationalitäten dokumentiert. Die Fotos übermitteln schlaglichtartig eine Normalität, die es so nicht gab, denn sie blenden den Krieg und die Zwangssituation der Menschen aus – und doch gab es für einige der Zwangsarbeitenden durch das Fußballspiel ein wenig Normalität.

Außerdem werden mit den Biografien eines niederländischen, eines polnischen und eines jüdischen fußballspielenden Zwangsarbeiters die Bandbreite von Handlungsmöglichkeiten und Überlebenschancen der verschiedenen NS-Verfolgten verdeutlicht.

Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit bietet begleitend Führungen auf Deutsch und Englisch an sowie einen mehrtägigen Workshop für Fußballfans auf Deutsch.

Die Ausstellung und die begleitenden Bildungsangebote finden am Ort eines ehemaligen fast vollständig erhaltenen Zwangsarbeiterlagers in Berlin-Schöneweide statt. Während des Zweiten Weltkrieges gehörte es zu den mehr als 3.000 über das Stadtgebiet verteilten Sammelunterkünften für Zwangsarbeitende, in Deutschland gab es sogar 30.000 dieser Lager. Im Rahmen der Fußballangebote wird auch das heutige Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit am historischen Ort besichtigt.

Kontakt:
Daniela Geppert
geppert(at)topographie.de

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Auf Spurensuche eines Nürnberger Nazi-Funktionärs

Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit hofft für neue Sonderausstellung auf mehr Informationen zum ehemals in Roth wohnhaften Hans Rössler

Ein griechischer Nachkomme überlebender Juden aus Thessaloniki machte vor einigen Jahren in München einen einzigartigen Fund. Auf einem Flohmarkt stieß er auf eine historische Fotosammlung. Die Fotos, so stellte sich dank seiner Recherchen heraus, zeigen Abtragungsarbeiten eines Felsens in Karya an der Bahnstrecke Athen-Thessaloniki, der Hauptstrecke zur Ausplünderung des Landes durch die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg.

Die circa 300 jüdischen Zwangsarbeiter kamen aus dem Ghetto in Thessaloniki und mussten in Karya unter anderem ein neues Gleis bauen. Viele waren aufgrund unmenschlicher Arbeit, Hunger und Gewalt rasch entkräftet und starben vor Ort. Die Überlebenden verschleppte die SS im August 1943 mit dem letzten Transport aus Thessaloniki nach Auschwitz.

Die Firma Überland führte im Auftrag der NS-Organisation Todt die Bauarbeiten am Bahnhof Karya durch. Der dort angestellte Bauingenieur Hanns Rössler (1905-1995) – gebürtig in Nürnberg und NSDAP-Mitglied – fotografierte und dokumentierte diese. Er ist mutmaßlich der Urheber und frühere Besitzer des gefundenen Fotoalbums.

Ausgehend von den bislang nicht publizierten Fotos der Zwangsarbeit jüdischer Männer an der Bahnstrecke wird aktuell unter Federführung des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Berlin eine multiperspektivische Wanderausstellung erarbeitet. Die geplante Ausstellung wird im September 2024 in Berlin und in Athen eröffnet und von dort in verschiedene deutsche und griechische Städte wandern. Die von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und dem Bundesministerium der Finanzen geförderte Ausstellung soll bisher kaum wahrgenommene Aspekte der Geschichte der deutschen Besatzungsherrschaft, der Zwangsarbeit und des Holocaust in Griechenland vermitteln.

Dabei stehen vor allem die Opfer jüdischer Zwangsarbeit für die NS-Organisation Todt im Fokus. Darüber hinaus soll jedoch auch die Rolle des Ingenieurs und Fotografen Hans Rössler, der selbst auf einigen Fotos zu sehen ist, in den Fokus rücken. Zum ehemaligen NSDAP-Mitglied und Hauptgruppenführer der Organisation Todt liegen dem Dokumentationszentrum bisher kaum Informationen vor. Da er in Nürnberg geboren ist und nach dem Krieg wohl in Roth gelebt und dort auch verstorben sein soll, gehen die Historiker und Historikerinnen davon aus, dass in der Region jemand weiterhelfen könnte. „Gerne würden wir mehr über ihn erfahren, da er vermutlich einer der zentralen Akteure des Zwangsarbeitereinsatzes in Karya war. Auch sein Nachkriegsleben wäre von Interesse für uns“, sagt Dr. Iason Chandrinos vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit.

Sollten Sie weitergehende Informationen bzw. Hinweise über Leben und Wirken von Hans Rössler haben, wenden Sie sich mit einer Nachricht gerne direkt an das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin.

 

Kontakt:
Dr. Iason Chandrinos

Tel: +49 30 6390 288 06

chandrinos(at)topographie.de

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2019

Ausstellung "Holocaust und Zwangsarbeit in Galizien Eine Geschichte von Vertreibung und Überleben"

Dem Holocaust in der osteuropäischen Region Galizien widmet sich eine neue Ausstellung im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide. In dem polnisch-ukrainischen Grenzgebiet lebten vor dem deutschen Einmarsch über 500.000 Juden. Die Deutschen ermordeten sie fast ausnahmslos.
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Ausstellung "Verlorenes Gedächtnis? Orte der NS-Zwangsarbeit in der Tschechischen Republik."

7. Mai 2019
Dem Nachbarland Tschechien widmet sich die neue Ausstellung „Verlorenes Gedächtnis?“ im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit. Anhand von Fotografien, Zeitzeugenaussagen und historischen Objekten werden 18 Orte in der heutigen Tschechischen Republik dargestellt, an denen Opfer des NS-Regimes Schwerstarbeit leisten mussten. 
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Gedenkstätten zur Erinnerung an die NS-Verbrechen in Deutschland rufen auf zur Verteidigung der Demokratie

14.Dezember 2018
Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt nehmen als Orte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit einer verbrecherischen Vergangenheit eine wichtige Bildungsaufgabe für die Gegenwart wahr. Ihre Arbeit folgt der aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus gewonnenen Verpflichtung unserer Verfassung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ (Art.1GG).
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Ausstellung „Philibert und Fifi“ (23. November 2018 – 28. April 2019)

13. November 2018
Pressemitteilung zur Ausstellungseröffnung
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